09.12.2024
Die kleine Alice hatte einen schweren Start ins Leben, aber so langsam geht es bergauf. Sie gehört zu den extrem seltenen weißen Barockeseln, die hier im Westküstenpark gehalten werden. Bei der Geburt war sie schwer krank und wird nun von unserem Tierpflegeteam liebevoll per Hand aufgezogen. Nur noch knapp 400 Barockesel gibt es weltweit. Die charismatischen weißen Esel mit den blauen Augen sind eine alte Haustierrasse mit Ursprung in der Barock-Epoche und stammen aus dem ehemaligen Österreich-Ungarischen Kaiserreich, wo beim Adel weiße Tiere als Symbole für Licht und Herrschaft hoch im Kurs standen. Nach dem Niedergang des Kaiserreichs starben sie fast aus, aber durch Erhaltungszucht ist ein kleiner Bestand gerettet worden.
Umso wertvoller ist jedes einzelne Fohlen der fast ausgestorbenen weißen Esel, so auch die kleine Alice, die am 14. Oktober im Westküstenpark zur Welt kam. Der Park hält und züchtet seit vielen Jahren Barockesel, das letzte Fohlen ist aber schon eine Weile her. Fast alle im Norden befindlichen Barockesel sind mit unseren verwandt, daher brauchten wir frisches Blut. Ein eigens aus Italien eingekaufter Hengst namens Massimo sollte sich mit den im Park befindlichen Stuten um Nachwuchs kümmern.
Bei Stute Amelie hatte es geklappt. Sie warf im Oktober ihr erstes Fohlen. Leider wollte sie sich nicht um das Kleine kümmern, bei Erstlingsfohlen kommt das gelegentlich vor. Das Fohlen zog sich dadurch direkt nach der Geburt eine schwere Infektion am Bauchnabel und eine Lungenentzündung zu. Unser Tierpflegeteam, das zunächst gehofft hatte, die neue Mutter würde sich doch noch überzeugen lassen, das Kleine anzunehmen, entschied sich schlussendlich dazu, es von der Mutter zu trennen.
So eine Entscheidung darf nicht leichtfertig getroffen werden, da die Tiermütter ihre Aufgabe eigentlich immer besser machen als menschliche Ersatzeltern es können, aber in diesem Fall hatten wir keine Wahl, da Alices' Leben auf dem Spiel stand. Eine ganze Reihe von Arztbesuchen und Eingriffen folgte, bis sich Woche für Woche ihr Zustand langsam stabilisierte. Mit spezieller Fohlenmilch wird sie gewissenhaft alle paar Stunden gefüttert, auch spät nachts. Mehrere Tierpflegerinnen und Tierpfleger sowie unsere Parkgründerin wechseln sich dabei ab. Eine aufwändige und langfristige Aufgabe, aber Alice ist es wert.
Inzwischen darf die Kleine ab und an, wenn das Wetter es zulässt, draußen auf der Koppel spielen oder mit ihrem Ersatzpapa eine Runde durch den Park laufen. Bewegung ist wichtig und neue Eindrücke zu bekommen ebenso. Alice knabbert auch schon neugierig an Heu und Blättern und bekommt inzwischen einen Teil der Milch durch spezielle Fohlenflocken ausgetauscht, die sie langsam auch an festes Futter gewöhnen. Da Eselfohlen aber bis zu acht Monate von der Stute gesäugt werden, wird unser Pflegeteam noch eine ganze Weile mit der Kleinen zu tun haben. Darüber ärgert sich beim Anblick der inzwischen viel fitteren und fröhlicheren kleinen Stute aber niemand, ganz im Gegenteil!